Das missverstandene Allround-Talent:
Eine kurze Geschichte des Hanfes
Erinnern Sie sich noch an die nicht allzu ferne Vergangenheit, als Cannabis (das ist übrigens der lateinische Begriff für „Hanf“) als gefährliche „Einstiegsdroge“ verschrien war? Seitdem hat sich zum Glück eine Menge getan und Hanfprodukte haben in den letzen Jahren einen wahren Boom erlebt. Die einst missverstandene Pflanze ist wieder ganz vorn mit dabei und viele Menschen schwören heutzutage auf die Wirkung CBD-haltiger Produkte. Wie aber ist es hierzu gekommen und welche Rolle spielt Hanf eigentlich in der Geschichte der Menschheit? Wir werden Ihnen hier einen Einblick in die turbulente Vergangenheit dieser unglaublich vielseitigen, aber häufig missverstandenen Pflanze geben. Sie werden überrascht sein, an wievielen Schauplätzen der Weltgeschichte sie ihre Blätter, Fasern und Samen im Spiel hatte!
Die Anfänge des Hanfanbaus:
Es war einmal in China...
Hanf stammt wahrscheinlich ursprünglich aus Kasachstan und wurde bereits vor 12.000 Jahren in China und Persien als Getreide angebaut. Die Chinesen bezeichneten die Pflanze als Má und wussten nicht nur die schmackhaften Samen zu schätzen, sondern nutzten auch die robusten Fasern des Stängels zu diversen Zwecken. Bereits in Aufzeichnungen des chinesischen Kaisers Shen Nung aus dem Jahre 2.737 v. Chr. wird Hanf als Mittel gepriesen, das vielseitig gegen alle möglichen Leiden – von Gicht bis Verstopfung – eingesetzt werden kann. Es ist kein Geheimnis, dass die Menschen bereits vor einigen tausend Jahren wussten, welche in der Natur vorkommenden Pflanzen eine positive Wirkung auf ihre Gesundheit haben.
Mit der Zeit eroberte die unscheinbare Pflanze auch den Rest der Welt. 1.400 v. Chr. gelangte das Hanf zum Beispiel nach Indien und wurde dort als heilige Droge verehrt - Cannabis wurde sogar als Hilfsmittel bei Meditationen und bei religiösen Ritualen verwendet. Und wo wir gerade über Meditation und Religion sprechen: Auch ein uns allen bekannter Mann, der in Indien im Jahre 800 v. Chr. Geschichte schrieb, war ein Fan der Pflanze. Buddha soll sich auf seinem Pfad zur Erleuchtung nämlich ausschließlich von Hanfsamen ernährt haben.
Das Hanf kommt nach Europa
Auch in Europa erfreute sich die vielseitige Nutzpflanze schon früh großer Beliebtheit. Bei Ausgrabungen in Eisenberg in Thüringen wurden Hanfsamen gefunden, die wahrscheinlich aus der Zeit von 5.500 v. Chr. stammen.
Die alten Griechen und Ägypter stellten ihre Kleidung aus den robusten, aber dehnbaren Fasern des Stängels her und die bekannte Heilerin Hildegard von Bingen pries in ihren Schriften die heilende Wirkung der Pflanze. Aber das ist noch längst nicht alles: Aus Hanffasern lässt sich auch wunderbar Papier herstellen, das lange haltbar ist und kaum vergilbt. Diese Art der Nutzung kam im 13. Jahrhundert über Spanien nach Europa.
Hanf ist tatsächlich so wunderbar vielseitig, dass es vom ersten Jahrtausend vor Christus bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die am häufigsten angebaute Nutzpflanze war. Und wer weiß, wie die Geschichte ohne die Existenz des Hanfes verlaufen wäre?
Das Hanf schreibt Weltgeschichte
Das grüne Wunder ist aus unserer Vergangenheit kaum wegzudenken. Es begann mit einem der wohl berühmtesten Bücher der westlichen Welt. Gutenbergs erste Bibel im Jahre 1455, wurde auf keinem anderen Papier als auf Papier gedruckt, das aus Hanffasern hergestellt wurde.
Und sogar die Entdeckung Amerikas lief nicht ohne Hanf ab. Die Segel und Taue von Kolumbus Schiff, mit dessen Hilfe er zum amerikanischen Kontinent gelangte, waren alle aus Hanf gefertigt. Kolumbus war auch derjenige, der das Hanf nach Amerika brachte.
Einige Jahrhunderte später konnten so die ersten Entwürfe der US-amerikanischen Verfassung auf Hanfpapier geschrieben werden. Auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung aus dem Jahre 1776 wurde auf Hanf unterzeichnet.
Und selbst in der Welt der Kunst hat diese vielseitige Pflanze ihren Platz. Wussten Sie, dass Leonardo da Vinci seine berühmte Mona Lisa auf Hanf gemalt hat?
Und als ob das noch nicht genug ist, half die robuste Faser auch bei der Herstellung eines Kleidungsstückes, das für viele von uns nicht aus unseren Kleiderschränken wegzudenken ist: Als Levi Strauss 1870 in den USA sein erstes Paar Jeans produzierte, nutzte er dazu Hanf!
Die Zeit der Industrialisierung: Wie Hanf an Bedeutung verlor
Leider nahm schließlich mit der Industrialisierung der Niedergang unserer Lieblingspflanze ihren Lauf. Die Ernte und Verarbeitung von Hanf war nämlich eine aufwendige Prozedur, die zu der Zeit noch nicht maschinell möglich war. Andere Rohstoffe waren da weitaus billiger und konnten schnell weiterverarbeitet werden. So wurde die Hanffaser auf dem Textilmarkt durch Baumwolle ersetzt und Papier wurde aus Holz hergestellt, da man sich damals noch keine Gedanken um Nachhaltigkeit machte und Holz als leicht verfügbarer Rohstoff galt. Die Pharmaindustrie stellte immer mehr synthethische Medikamente her und natürliche Heilmittel, die die Menschheit über Jahrtausende begleitet hatten, gerieten immer weiter in Vergessenheit.
In den 20er Jahren bildete sich in den USA sogar eine Anti-Marihuana-Lobby, die Cannabis als „Killerdroge“ bezeichnete. Ihre Kampagnen waren von erschreckendem Rassismus geprägt und richteten sich oft gegen Schwarze und Mexikaner, die sich angeblich unter dem Einfluss der Pflanze an weißen Frauen vergangen haben sollen. Immerhin ließ ein Mann sich davon nicht beeindrucken: Henry Ford baute im Jahre 1941 eines seiner Autos aus Hanf.
Hanf im letzten Jahrhundert
Während des Zweiten Weltkrieges waren die Rohstoffmärkte bedroht, so dass nun die Bauern mithilfe von Propaganda wieder zum Hanfanbau getrieben werden sollten. Im Deutschen Reich erschien zu diesem Zweck beispielsweise die „Lustige Hanffibel“. Allerdings war die Hanf-Begeisterung mit Ende des Krieges auch wieder vorbei und die Nutzpflanze wurde anschließend überhaupt nicht mehr angebaut.
In den darauffolgenden Jahrzehnten war Hanf überwiegend als Pflanze bekannt, die die Grundlage für Marihuana und Haschisch bildete, was wohl mit der Hippie-Bewegung Ende der 60er Jahre seinen Höhepunkt fand.
Die Wissenschaft bestätigt es: Hanf ist Allround Talent
Zum Glück entwickelte ab den 30er Jahren die Wissenschaft immer mehr Interesse an der Wirkung von aus Hanf gewonnenen Substanzen. Bereits im Jahre 1940 konnte man Cannabidiol, kurz CBD, aus der Cannabispflanze extrahieren. Es wurde langsam aber stetig weitergeforscht, obwohl CBD zeitweise ein wenig in Vergessenheit geriet und ein Großteil der Aufmerksamkeit seinem psychoaktivem Bruder, dem THC, zukam. In den 70er Jahren konnte in Versuchen schließlich die angstlösende Wirkung von CBD nachgewiesen werden. Auch eine Wirksamkeit gegen Übelkeit und Schlafstörungen ließ sich feststellen.
Mittlerweile hat es die Wissenschaft weitgehend geschaft, der vielseitigen Pflanze ihr negatives Image zu nehmen. In vielen Ländern ist heute der Besitz und Verkauf von Cannabisprodukten erlaubt und die Forschung zu dem Thema ist noch längst nicht abgeschlossen. CBD-Produkte können bei einer weiten Bandbreite von Erkrankungen und gesundheitlichen Beschwerden eingesetzt werden und haben sich schnell vom „Quacksalbermittelchen“ zu einem Wirkstoff entwickelt, der den menschlichen Körper im Umgang mit Beschwerden unterstützt und dabei so gut wie keine Nebenwirkungen hat. Das Gute daran ist auch, dass Hanf eine Ressource ist, die nachwächst.
Wir sind gerade dabei wiederzuentdecken, was unsere Vorfahren bereits wussten: Hanf ist eine wunderbar vielseitige und nachhaltige Pflanze!